FVA 10b - Rheinland

Im Herbst 1936 begann der Entwurf der FVA-10b mit einem neuen Rumpf und einigen Verbesserungen an den Flügeln. Ziel war eine einfacher zu bauende Lösung als die FVA-10a. Außerdem waren einige neue Details wie Bremsklappen auf der Ober- und Unterseite, Einziehfahrwerk mit Niederdruckreifen, Bremsen und Stoßdämpfer vorgesehen. Die notwendigste Arbeit war jedoch, eine neue Rumpfform zu entwerfen, um eine leichte Landung bei minimaler Geschwindigkeit mit oder ohne Bremsklappen zu ermöglichen. Ferner wurde statt der Handradsteuerung eine normale Knüppelsteuerung vorgesehen. Diese Arbeiten wurden im WS 1936/37 in Merzbrück durchgeführt und gleichzeitig das neue Flugzeug in der Werkstatt gebaut. Diese Maschine erhielt die Typenbezeichnung FVA-10b und den Namen „Rheinland“.

Der Erstflug der „Rheinland“ fand am 13. Mai 1937 in Merzbrück statt. Wie die FVA-10a wurde auch die „b“ sofort nach den ersten Flügen in den Transportwagen geladen und zunächst nach Prien und anschließend nach Salzburg gebracht.

Dort fand 1937 ein internationaler Segelflugwettbewerb statt, an dem Felix Kracht mit der „Rheinland“ teilnahm. Von Salzburg aus gelang ihm auch am 30. Mai 1937 die erste Alpenberquerung im Segelflugzeug, die er mit einer Außenladung bei Udine beendete. An dem Wettbewerb in Salzburg nahmen die Fachgruppen Aachen mit „Rheinland“, Darmstadt mit „Windspiel“, München mit „Milan“ und Stuttgart mit „Wippsterz“ teil.

„Schon im Erfahrungsbericht über das vorjährige Versuchsfliegen hatte ich vorgeschlagen, von Ainring oder Salzburg aus über das Lattengebirge oder den Watzmann das Mölltal anzufliegen, da ich dort bessere Thermikverhältnisse vermutete als in dem Gebiet südlich Prien. Diese Vermutung hat sich durchaus bestätigt. Insbesondere ist es dort wesentlich leichter, vom Voralpengelände aus in die Berge zu kommen.

So klinkte ich am 29.5.37 in nur 450m über dem Salzburger Flughafen aus und flog von da an der Westseite des Untersberges vorbei das Lattengebirge an.

Über die Ramsau ging es zwischen Reiter Alpe und Hochkalter ins Salachtal. Die Wolkenuntergrenze lag an der Reiter Alpe bei 1900 bis 2000m, stieg aber zum Zentralkamm hin weiter an.

An diesem Tag herrschte leichter Nordstau, so dass auf der Nordseite der hohen Tauem eine geschlossene Wolkendecke stand, während in den südlichen Alpen wundervolles Segelflugwetter herrschte.

Da mir diese Wetterlage bekannt war, flog ich wegen der niedrigen Wolkenbasis zunächst den niedrigsten Pass an (Mallnitzer Scharte), um dort durch das Mölltal weiter südlich zu kommen. Doch lag dieser Pass in Wolken. Da ich wegen des guten Wetters unbedingt die Südseite der Tauern erreichen wollte, flog ich westwärts der Reihe nach alle Tauernpässe (Hochtor, Kaisertauern, Felbertauern) und westlich vom Großen Venediger die Birnlücke an, flog also auf rund 80 km Länge die Tauem entlang, ohne jedoch einen wolkenfreien Pass zu finden. Da es mittlerweile 16h geworden war, brach ich hier den Flug ab und flog zurück zum Flugplatz Zoll am See (Flugzeit 5 h 13 min).

Der folgende Tag brachte fast die gleiche Wetterlage, jedoch ohne Staubewölkung und wesentlich höhere Wolkenbasis (3200 bis 4000 m). Nachdem ich morgens versucht hatte, aus 350 m Ausklinkhöhe ins Gebirge zu fliegen, ein Versuch, den ich fast mit einer Außenlandung bezahlt hätte, startete ich gegen 13.30 Uhr ein zweites Mal und klinkte ausschreibungsgemäß in 800 m Höhe über Salzburg am Untersberg aus und erreichte im gestreckten Gleitflug die Reiter Alpe mit 3000 m über Tal. Dort brachte mich das Zusammenwirken von Sonneneinstrahlung und Hangwind mit über 6 m pro Sekunde bis an die Wolkenbasis, hier 300 m.

Dann flog ich zur Südseite des Hochkalter und von da aus über Saalfelden im schnellen Gleitflug nach Zell am See.

Dort erreichte ich über der Schmittenhöhe wieder die Wolkenbasis in 3200 m und flog von hier unter einer Wolkenstraße mit rund 100 km/h südöstlich bis Wörth und überflog in 3700 m die Tauern am Hochtor. Dort erreichte ich eine Wolkenreihe, die über dem Mölltal stand, an der entlang ich fast ohne zu kurven bis zu den Dolomiten flog. (Durchschnittliche Höhe 3500 m).

Von da ab ging es in gestrecktem Gleitlug über Kötschach, Cervicento, Tolmezzo ins Tagliamemotal Tolmezzo überflog ich in 2800 m und geriet hier in die Ausläufer eines vor den Alpen stehenden Gewitters. Um nicht blind fliegen zu müssen, verschenkte ich meine Höhe bis auf 1100 m (800 m ü. Grund und versuchte den noch 25 km entfernten Flugplatz zu erreichen (Udine).

Das gelang mir jedoch nicht und ich landete im Flussbett des Tagliamento (Flugzeit 3 h 56 min).“

Anschließend ging die FVA-10b im Juli 1937 zum Rhönwettbewerb, und Felix Kracht wurde Zweiter hinter Ludwig Karch (Fachgruppe München) auf Mü 10 „Milan“. Die FVA-10b gewann allerdings die Auszeichnung für fortschrittliche Konstruktion.