Workshops im Workshop - Weiterbildung in der FVA

Veröffentlicht am 19.12.2018 von Martin Valley

Regelmäßig stoßen mittlerweile neue Mitglieder zu uns und erweitern unser großes Team an begeisterten Luftfahrern. Doch genauso regelmäßig verlieren wir erfahrene Aktive an die vorfreudig wartende Arbeitswelt. Mit ihnen verlässt uns jedes Mal ein erfahrener FVAler oder eine erfahrene FVAlerin, die wir erst wieder langwierig ausbilden müssen. Um das Wissen unserer Alt-Aktiven im Verein zu halten und die neuen Anwärter/ -innen schneller auf einen höheren Wissensstand zu heben, wurde während dieser Winterwartung zum ersten Mal ein wahrer Workshop-Marathon durchgeführt. Dabei wurden Erfahrungen an alle Interessierten von Schleifen bis Metallbau, von Laminiertheorie bis zum Aquirieren von Spenden weitergegeben. Hier nun ein kurzer Überblick über die Aus- und Weiterbildung in der FVA.

Schleifen

Den Start machte die wohl beliebteste Tätigkeit der Winterwartung - das Schleifen. Die Vielseitigkeit zwischen frisch drauf los schleifen bis hin zu gezieltem Aufschleifen von Schadstellen präsentierte unser ehemaliger Werkstattleiter Flo Fitsch den neugierigen Neulingen. Zuvor gab es aber erst eine ausführliche Einweisung in die Theorie des Schleifens. Besonders wichtig hierbei ist der richtige Druck bzw. der fehlende Druck, denn ein zu starkes Anpressen des Schleifpapiers kann verheerende Auswirkungen auf das spätere Oberflächenergebnis haben.
Ist das Verständnis für das richtige Handling eingesickert, folgt die richtige Auswahl der Schleifleiste, um eine möglichst große Fläche gleichmäßig schleifen zu können und die richtige Oberfläche zu erreichen. Nach der Theorie wurde diese dann gleich in die Praxis umgesetzt. An unseren Übungsstücken konnten die Schleifneulinge mit allen zur Verfügung stehenden Maschinen und per Hand ihre ersten Schleiferfahrungen sammeln. Parallel konnte an einer Fläche der ASW-28 mit den Poliermaschinen geübt werden.

“Schnorren”

Als zweites kam der Lehrgang zum Spendensammeln oder “Schnorren”. Dabei wurde man im KoBü Schritt für Schritt von Niklas, einem begnadeten Schnorrer, Schritt für Schritt herangeführt. Für die FVA ist es sehr wichtig, dass dieses Wissen weitergegeben wird, da wir mit den geschnorrten Materialien unsere Projekte überhaupt erst weiter voranbringen können.
In dem Workshop lernten die Teilnehmer die richtige Vorbereitung auf das Telefonat, z.B. was genau man alles zu den Materialien, die man bekommen möchte, wissen sollte. Beim Telefonat wird der Verein und das Projekt, für das das Material gebraucht wird, vorgestellt. Oftmals gerät man hierbei nicht gleich an die richtige Person, was zur mehrfachen Wiederholung des Anliegens führt, aber so sammelt man gleich mehrfach Erfahrung in nur einem Telefonat. Wenn das Unternehmen interessiert ist verschickt man nach dem Gespräch eine E-Mail mit allen Details und dann heißt es warten und dranbleiben bis es eine definitive Zu- oder Absage gibt. Im besten Fall endet eine Schnorr-Aktion mit einem großen Paket in der Werkstatt und zahlreichen begeisterten Gesichtern, die sich fragen, wie das Schnorr-Team das mal wieder hinbekommen hat ?

Schweißen

Als nächstes folgte der heiß erwartete Schweißlehrgang. Unter Aarons fachkundiger Anleitung erlernten 6 interessierte FVAler die Grundlagen des MAG-Schweißens. Der Wissensstand war recht unterschiedlich, darum begann der Kurs mit etwas Theorie, um alle auf einen Stand zu bringen und sicherheitsrelevante Aspekte zu klären. Danach ging es aber schon direkt ans Werk: Aaron hatte sich Aufgaben überlegt, anhand derer wir das Schweißen üben sollten. Zuerst ging es darum, das Ziehen möglichst gleichmäßiger Schweißnähte auf einer ebenen Platte zu üben. Als jeder zufriedenstellende Ergebnisse erreicht hatte, ging es mit der Schweißvorbereitung für die nächste Aufgabe weiter. Also U-Profile zurecht sägen und anfasen, um sie anschließend wieder mit schönen V-Nähten zu verbinden. Der Neu-Profi unter den Schweißern weiß nun auch, dass ein unerwünschtes Verziehen des Schweißguts vermieden werden kann, wenn zuvor kluge Punktnähte gesetzt werden. Abschließend wurde noch anhand einer trickreicheren Geometrie geübt: Auf die nun wieder verbundenen U-Profile sollte jetzt noch ein Rohr gesetzt werden. Durch setzen vieler Schweißpunkte war aber auch das schnell und formschön erledigt. Vielen Dank an Aaron für den tollen Workshop, sowie die hilfreichen Rückmeldungen, Tipps und Tricks!

Taktik, Technik und gern gemachte Fehler - Erfahrungweitergabe durch Spüli

Lackieren

Eine der am häufigsten von uns durchgeführten Arbeiten ist das Lackieren. Ob als Auftragsarbeit oder um unsere eigenen Flieger wieder erstrahlen zu lassen, in fast jeder Winterwartung ist mindestens eine Lackierung enthalten. Dieses Jahr “erwischte” es unsere ASW 28, die bereits auf ihre FVA 29 Kennung D-KWRL umgetauft werden sollte, doch vorher konnte Senior Executive Painting Officer Spüli seine Lackiererfahrung an Junior Painter First Class Anoki und einige neue Lackieranwärter weitergeben. Im Anschluss gab es dann noch den FVA Lackier-Workshop.
Der Workshop umfasste eine ausführliche Beschreibung der Theorie hinter dem Lackieren mit Anhaltspunkten zu Lackiervorbereitungen, Besonderheiten der verschiedenen Lacke, der richtigen Haltung der Lackierpistole und dem richtigen Auftragen der Lackbahnen und deren Überlappung. Außer dem Spritzlackieren wurde auch auf das Rollverfahren eingegangen, damit diese weniger genutzte Art des Lackierens, mit der aber viel Zeit gespart werden kann, durch eine durchdachte Erprobung den Weg in den Wartungsbetrieb finden kann.
Nach der Theorie konnten die Anwärter dann auch praktisch üben. Jeder konnte einmal den Lack anmischen, auf die Übungsobjekte auftragen und im Anschluss auch wieder aus der Lackierpistole ausspülen. Am Ende eines anstrengenden Lackiertages standen dann viele neue Erkenntnisse und glückliche Lackierer.

Laminieren

Als nächstes kam der Laminierworshop. Jona und Martin übernahmen die Leitung und verschafften uns anfangs einen theoretischen Einblick in das Thema. An Hand von Beispielen, in Form verschiedener Gewebe und Gelege mit variierenden Stärken, wurden uns deren Vor- und Nachteile beigebracht. Nun sollten wir das Gelernte auch sofort anwenden und bekamen die Aufgabe ein Warnhütchen für den Flugplatz und einen Lampenschirm zu laminieren. Zu Beginn wurden die vorhandenen Formen sauber gemacht und eingetrennt, damit sich das fertige Produkt wieder von der Form lösen lässt. Anschießend haben wir Glasfasergewebe zugeschnitten und Harz angemischt. Das Verhältnis von Harz und Härter konnte man einer Tabelle aus dem Lager entnehmen. Als alle Vorbereitung getroffen waren, haben wir in zwei Gruppen gearbeitet und eine Lage nach der anderen aufgetragen. Mit Pinseln wurden die Gewebelagen mit Harz bestrichen und anschließend ausgerollt, um Bläschen zu vermeiden. Zum Schluss wurde eine Lage Abreißgewebe aufgetragen, um das Harz vor Staub zu schützen. Wie der Name schon sagt, wird das Gewebe wieder abgerissen. Es hinterlässt eine raue Oberfläche, was sehr vorteilhaft ist, wenn man nochmal drauf laminieren oder lackieren will. So spart man sich das Schleifen und erzeugt einen glatten Übergang am Ende des Laminats.

Nein wir lackieren die Form nicht neu - das ist Trennmittel

Metallbau

Nach dem Faserverbundbau schloss sich der Metallbau-Workshop an, um Interessierte in die Aufgaben einzuweisen, die neben der Wartung und Instandhaltung von Flugzeugen noch anfallen. Aufgabe in diesem Workshop war es, unter der Leitung von Phüller, eine neue Halterung für Schraubzwingen und Klemmen zu fertigen. Nach der Einweisung mit dem korrekten Umgang der Geräte und Maschinen in der Metallwerkstatt und nach Betrachtung der technischen Zeichnung, wurde das benötigte Material aus dem Lager besorgt.
Das Material wurde dann auf der Hubsäge zurechtgeschnitten, passende Bohrungen mit der Standbohrmaschine gefertigt und der überstehende Grat mit einer Flex entfernt. Zuletzt wurden dann die Teile zum fertigen Stück aneinandergeschweißt. Zwischen den Schritten wurde noch einige Male die Passgenauigkeit der einzelnen Teile überprüft. Am Ende stand eine massive, neue Halterung und ein Haufen zerspanten Stahls - was will man mehr?

Stahl fliegt - manchmal auch in Funken

Einstellbericht

Zum Abschluss der Workshopserie gab es unter Anleitung von CC und Teflon noch einen Workshop zum Thema Einstellbericht, welcher jedes Jahr anlässlich der Winterwartung durchgeführt wird. Anschaulich gemacht wurde der Prozess an unserer ASK 21 Mi, die erst vor kurzem unserem Flugzeugpark beigetreten ist.
Bei einem Einstellbericht werden alle Ruderausschläge, sowie das Ruderspiel gemessen und auf Einhaltung der zulässigen Toleranzen kontrolliert. Welche Werte dafür maßgebend sind, entnimmt man dem Wartungshandbuch (WHB). Grundsätzlich beziehen sich die zulässigen Ausschläge auf die Neutralstellung der Ruder. Doch auch die Ausrichtung der entsprechenden Fläche hat einen Einfluss auf das Messergebnis, weshalb der Flieger einmal komplett aufgerüstet und in Fluglage gebracht wird (Wie das im Detail auszusehen hat, ist ebenfalls dem WHB zu entnehmen). Die gemessenen Werte werden anschließend in ein vorgefertigtes Formular, den Einstellbericht, eingetragen, wo nochmals die Sollwerte mit den zulässigen Toleranzen aufgeführt sind.

Damit endete unserer erster Workshopmarathon. Die Rückmeldungen der Teilnehmer/-innen waren durchweg positiv und wir hoffen, dass neben Spaß und Fleiß auch neues Wissen erreicht wurde, das in der weiteren Winterwartung an unseren Flugzeugen eingesetzt werden kann. Alle Lehrern ein großes Dankeschön für ihre Mühe und ihr Engagement und natürlich auch an Eva, die Organisatorin der Reihe - uns bleibt nur noch ihnen zu wünschen, dass ihre Lehrlinge sich bewähren werden!

Ist das so neutral ? - Einstellbericht am Höhenleitwerk