Veröffentlicht am 8.10.2016 von Emil Pluta
Die beiden FVAler Bonkel und Phillip halten uns auf dem Laufenden vom Flugplatz Rheinstetten in Karlsruhe.
Dort findet vom 01. bis zum 16. Oktober das IDAflieg Herbstschulungslager statt.
Herbstschulungslager Karlsruhe Tag 1:
“Draußen blauer Himmel” schrie Phillip. Die Euphorie sollte nur kurz anhalten. Der blaue Himmel war von grauen Wolken bedeckt.
Am Flugplatz hebt sich die Stimmung. 400 PS lassen auch das tristeste Gemüt lächeln. Kurz. Schmerzlich. Am Ende des Tages stehen beeindruckende 56 min Flugzeit im Bordbuch der DG-1000. Zu verdanken dem nichtgerissenen Seil. “Heil dem Seil” vermochten Stimmen zu sprechen.
Doch noch mittags sah alles anders aus. Regen ließ die Leute in die Leppos flüchten. Wenige tapfere Bonkel versuchten den Flugbetrieb dennoch aufrecht zu erhalten.
Vergeblich. Sie mussten den Regen abwartend ertragen. Nach einigen Minuten Verzögerung nimmt das Geschäft wieder fahrt auf. Die Sonne fällt, die Wolken ziehen ab ,die Stimmung steigt. Paradox.
Am Horizont - gelbe Jacken. Münchener.
“Könnt ihr wohl kurz mit anpacken?” - “nein, ich muss meine Hände wärmen”. Als ironisch fehlinterpretiert. Wie sarkastisch.
Heimfahrt. Darmstadt wirkt souverän. Mutig, mit Hänger voran, zurück zur Werkstatt. Sackgasse. Krisenstimmung. Ein Ausweg : Hänger rechts überholen und dem Navigationssystem vertrauen.
Der Tag sitzt in den Knochen.
Nur ein Ausweg. Schlaf.
Herbstschulungslager Karlsruhe Tag 2:
Abermals wird die Stimmung gedrückt. Das Wetter verzögert die ersten Starts erheblich.
Gegen Mittag erste thermische Erscheinungen. Ein Hoffnungsschimmer? Trugschluss. Alsbald nachdem sich Aachen mit 10 min Flugzeit den Tagessieg sichert, ziehen die Wolken wieder zu.
Den Flugschüler an sich vermag das nicht aufzuhalten. The show must go on. And it does. Langsam kommt der Laden ins Rollen. Die Teams werden eingespielter.
Nur ein auserwähltes Team aus erfahrensten Leuten der Akafliegs München und Karlsruhe fällt in einer langwierigen und wohldurchdachten Sitzung die schwierige Entscheidung Super in ein Dieselleppo zu füllen. Gesichert wird der gegroundete Leppo durch sich selbst.
In einer atemberaubenden Leppo-Leppo-Rückschleppaktion schafft es das Team den unfähigen Leppo auf dem eingeklingten Seil zu parken.
Das forderte die restlichen Leppos umso mehr.
Kann die Stimmung noch besser werden? Wohl kaum. Doch auch die weisesten liegen mal falsch. Der Schalldruck steigt. Desibel (früher auch Dezibel) ist da. Die Heropilot-Geschichten nehmen ihren Lauf. Alle scheinen versorgt.
Dann, wie aus dem nichts: ein geplatzter AK5-Kuller-Reifen, ein gebrochener DG-1000 Kuller. Praise the Aachenkuller- the show goes on.
Bei den Fluglehrern machen sich Sorgen breit. Die Basis sinkt. Es sieht nach Regen aus. Entwarnung: “Alles gut. Auf dem Regenradar ist heute nichts zu sehen.” - Erwin sei Dank, the show goes on.
Für 10 min. Dann fängt es an zu regnen. Schade. Der Wille war da. 2 Starts pro Schüler sind nicht das gewünschte Ergebnis.
Nach dem Abbau: Sonne.
Gegen Abend reisen weitere Akaflieger an, u.a. Hannover, Berlin, Dresden.
Morgen soll es früh losgehen. Eine Truppe auserwählter Abhängiger wird um 8.30 den ersten Start raustreiben.
Die Euphorie lässt sich kaum in Worte fassen. Im Grunde gar nicht. Die Truppe schläft, mit Ausnahme eines Helden, der seinem Heimatstützpunkt Bericht erstattet.
Was für ein Held. Geiler Typ. Und wieder ruft das kalte Bett.
Herbstschulungslager Karlsruhe Tag 3:
Oh, welche Sonnenrunden liegen hinter uns? Ein an Grazie kaum zu übertreffender Morgen.
Tau auf dem Grase, Kälte in der Luft, Dunkelheit im Auge, Akaflieger, die ihre umwerfend schönen Freiheitsschöpfer aufbauen. Unwahrscheinlich weite Lande eröffneten sich den an Wolken gewöhnte Augen. Wolken: Wegweiser, Antreiber und damit Schöpfer des Glücks.
Eifrig bemüht suchen die Pilotenanwärter in der Luft ihr Vergnügen. Die wohlgesonnenen Momente des Phänomens Thermik sind jedoch bereits vorüber.
Unterdessen frischt der Wind immer weiter auf und der Tag schreitet voran. Einige wenige Aufbrüche Richtung Abend, die Sonne kämpft vergeblich.
Wer Alpha sagt muss auch das Omega akzeptieren; wer den ersten Start macht, bekommt auch den Letzten. Welcher glücklicher Gutmensch kann solch Glück erfahren? Abermals zeigt sich Mutternatur von ihrer schönsten Seite.
Kann ein Tag schöner sein? (Nur wenn man Maschinengestaltung II/III besteht bääääm)
Herbstschulungslager Karlsruhe Tag 4:
Getrübt durch die grauenhafte Vorhersage der rückwärtig Sitzenden beginnt der Tag sehr spät. Unüblich. Grau ist der Morgen. Aber brauchbar.
Die Uhr schlägt neun. Aufbruch. Flugzeuge wollen auch an dunklen Tagen auf die Welt herabschauen.
10.30: das erste flug-liebende weiße etwas wird von den Piloten hochkonzentriert aber kurz durch die Luft bewegt.
Genau so, wie es die Aachener wollen: Kurz. Flüssig. Unspektakulär.
Der Tag ist für viele üblich. Alt bekannt. Schon am Anfang der Woche verlief es ähnlich.
Neuer Tagesrekord: 75 Starts. Trotz ca 2 Stunden weniger Flugzeit.
Impressionen