Veröffentlicht am 23.08.2019 von Emil Pluta
Von Fortschritten und Rückschlägen der Prototypenerprobung
In den vergangenen zwei Tagen wurde die FVA 29 fleißig im Fluge erprobt und vermessen. Dabei konnte am Mittwoch zusätzlich noch die herausragende Thermik bei 2000m Basis genutzt werden, sowie das klare Wetter am Donnerstag.
Für die FVA 29 hatte das Team einen Slot zur Höhenstufenvermessung am frühen Mittwochmorgen erhalten. Hierbei wird während des Abgleitens einer bestimmten Höhendifferenz die Zeit gestoppt, um eine mittlere Sinkrate zu ermitteln. In unserem Fall haben wir dieses Verfahren umgekehrt und konnten so für ein festes Zeitintervall den Höhenverlust analog und digital über das E-Vario messen. Ziel war es, die Sinkrate der FVA 29 mit ausgefahrenem Triebwerk bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu ermitteln (Einsatzbereich zwischen 80 und 130 km/h). Um den Versuch abschließen zu können wurde nach dem ersten 1000m F-Schlepp noch ein weiterer 1500m F-Schlepp fällig.
Am Nachmittag konnten wir zwei weitere Messflüge durchführen, um die Aus- und Einfahrzeiten des Mastes zu erfliegen. Nach einer Änderung der Software-Konfiguration konnte der Mast im Horizontalflug zwischen 80 und 130 km/h erfolgreich aus- und eingefahren werden. Im Kurvenflug (bis 45° Querneigung) war dies bei 110 km/h ebenfalls möglich.
Frühmorgendliche Vorbereitungen um die ruhige Luft kurz nach Sonnenaufgang zu nutzen
Nach diesen ersten Messergebnissen sollte am Donnerstag der Einfluss des ausgefahrenen, stehenden Triebwerks auf die Abreißgeschwindigkeit untersucht werden. Hierzu muss die Abnahme des Staudrucks an die Flügelnase umkonfiguriert werden, um die Störungen der Fahrtanzeige (Abnahme des Staudrucks bisher an der Düse im Leitwerk) durch den ausgefahrenen Mast inklusive Propeller zu auszuschließen.
Nach Start um 06:48 Lokalzeit geht es im Schleppverband mit unserer D-EBGZ auf 1100m Höhe
Mast inklusive Propeller erfolgreich im Flug ausgefahren. Der erhöhte Luftwiderstand bei höherer Geschwindigkeit macht sich auch bei der Ausfahrzeit bemerkbar.
Die Staudruckabnahme wurde kurzfristig in die Flugzeugnase versetzt, um wie beschrieben eine ungestörte Anströmung zu erhalten. Hierbei konnten wir auf Unterstützung des DLR in Form von Holle und durch Chewy von der Akaflieg Braunschweig vertrauen. Ein 3D-gedruckter Stopfen mit eingesetztem Messingröhrchen verschließt nun die vordere Rumpföffnung. Darüber hinaus wurden noch Verbesserungen am E-Vario-Lautsprecher vorgenommen. Danke an dieser Stelle an den Beschichter der Akaflieg Dresden.
Die Fahrtanzeige der vorderen Gesamtdruckabnahme wurde nun in das E-Vario (V7) eingespeist, um über die digitale Fahrtanzeige einen zweiten Fahrtmesser zu realisieren. Dies ermöglichst erstens einen Abgleich der Fahrtmesseranzeige bei Störung durch den Mast/Propeller (Leitwerk) und der störungsfreien Anströmung (Flugzeugnase) sowie andererseits eine korrekte Fahrtanzeige für die Erprobung der Überziehgeschwindigkeiten und Langsamflugeigenschaften.
Dementsprechend ging es für Phüller am Nachmittag in die Luft, er musste jedoch mit weniger erfreulichen Ergebnissen wieder landen. Die Fahrtmesseranzeige konnte über die neue Positionierung der Düse zwar verbessert werden, aber ein Positionssensor des Mastes - auch Anschlagschalter genannt - meldet widersprüchliche Signale. Aufgrund dessen konnte der Mast nach ersten Aus-/Einfahr-Zyklen nicht ordnungsgemäß für die gesamten Tests ausgefahren werden. Noch am Abend nahm sich die FVA Crew dem Problem an. Gemäß aktuellem Stand ist vermutlich der verwendete Näherungssensor (Hall-Sensor) kaputt. Dieser soll morgen bei Ankunft der Projektleitung und des Ersatzteils korrigiert werden, um die noch offenen Tests in der Flugerprobung durchzuführen. In Erwartung auf erfolgreiche Ergebnisse am Wochenende verbleiben wir mit Grüßen aus Stendal!
Tägliche Updates gibt es im idaflieg-Blog unter: https://idaflieg.de/
30° Querneigung bei einer Geschwindigkeit von 110km/h: Auch hier wird das System auf korrektes Ausfahren kontrolliert
Zum Abschluss: ein paar Impressionen aus der Flugerprobung und Flugvermessung in Stendal.
Modifizierte Staudruckabnahme für die Flugerprobung
Flugerprobung: Die einzelnen Tests werden anhand von Testkarten abgeflogen
Landung nach erfolgreichem morgendlichen Testflug
Quelle der Leistung: Die Avionik-Batterie und die Versorgungsbatterie für Spindel und Klappen werden eingerüstet
Prototyp schleppt Prototyp: Mü 30 “Schlacro” und unsere FVA 29