Veröffentlicht am 24.09.2019 von Julia Gruenewald
oder - man dachte, man könnte fliegen
Tja, mit dem Fliegen ist das so eine Sache. Solange sich die Welt in einer gewohnten Lage präsentiert, ist das Lenken eines Segelflugzeugs überhaupt kein Problem. (Aus Fliegerkreisen wurde der Redaktion übermittelt, daß ein Flugzeug normalerweise gesteuert wird.) Sobald dieselbe Erde, an derselben Stelle jedoch auf dem Kopf steht - was in Rückenfluglage nicht recht zu vermeiden ist - wird das Lenken desselben Flugzeugs auf einmal zu einem riesengroßen Problem. Wer sich noch an die Anfänge seiner Segelfliegerkarriere erinnern konnte, der sah sich auf einmal wieder mit den altbekannten Sprüchen konfrontiert. “Fahrt halten”, “Faden gerade”, “Horizont halten”, usw. Und dabei soll man auch noch die Orientierung behalten.
Ich glaube, für uns Anfänger war der erste Tag gleichermaßen ein wenig motivierendes Erlebnis. Dies änderte sich jedoch schneller als uns lieb war. Bereits nach wenigen Flügen mußten wir uns mit der Situation vertraut machen, den Meister aller Fluglagen (Küste, Rheinold Willms (Diepenlinchen) oder Andreas (FAG)) am Boden zurücklassen zu müssen; die ersten Alleinflüge waren angesagt. So begannen wir, die zwei ASK-21 im Alleingang zu strapazieren und zu verbiegen, stets unter den wachen Auge unserer Instruktoren. Für die Erfahreneren unter uns war Rheinold mit seiner Wettbewerbserfahrung der ideale Ansprechpartner, wenn es darum ging, die ASK-21 in Fluglagen zu zwingen, in denen sie normalerweise nicht unbedingt zu Hause ist. So wurde das Gerücht, eine ‘21 würde nicht trudeln, ein für allemal aus der Welt geschafft. Auf dem Rücken trudelt auch eine ASK-21.
Nach einer Woche war es dann auch in diesem Jahr wieder so weit. Der gesprächigste aller Prüfer (Hubert Jänsch) erschien auf dem Flugfeld, um einmal mehr die unterschiedlichsten Variationen ein- und desselben Kunstflugprogramms über sich ergehen zu lassen. So kam es dann, wie es kommen mußte: nach “Hör‘ lieber auf, bevor es noch schlimmer wird” und “Wollt ihr Den wirklich noch einmal fliegen lassen”, wurde die Riege der Kunstflieger um weitere Kandidaten erweitert. Als Zwischenfall ist lediglich zu vermelden, daß der fluggeilste aller Kunstfluglehrer (Küste) sich zwischendurch einmal bei der Flugaufsicht zu melden hatte, da wir mal wieder den Turm angehustet hatten, d.h. der Kurvenslip etwas zu nahe an der Kaffeetasse des BFL vorbei angelegt war.
Zum Schluss sei all denen gedankt, die den Lehrgang ’94 ermöglicht haben. Insbesondere Petrus ist Dank zu zollen, da er uns eine Woche lang beinahe ausnahmslos mit dem besten Wetter versorgt hatte.
Bericht im Original aus der Jahresschrift ‘94. Klick aufs Bild zum Vergrößern!