Veröffentlicht am 27.11.2017 von Torben Raatz
Donnerstag, 23.11.2017 in Fakten:
1000km Autofahrt, 230km Streckenflug und knapp 7000 Höhenmeter in 26h.
Das Geschehen in Worten:
Der kräftig vorhergesagte SW-Wind versetzte uns bereits einige Tage vorher im Alarmbereitschaft. Die Porta ist nur wenige Autostunden von Aachen entfernt und etwas Hangfliegen im November lässt die Winterpause angenehmer erscheinen. Freddy organisierte schnell seinen Vereins-Duo (YD) und alles schien für Donnerstag und/oder Freitag vorbereitet.
Am Mittwoch aber nach einigen Telefonaten die Ernüchterung, sämtliche Flugplatze entlang der Porta waren dem starken Regen der letzten Tage zum Opfer gefallen und standen der breiten Masse, aus nachvollziehbaren Gründen, nicht als Startplatz zur Verfügung.
Auf Facebook entdeckten wir Mittwochmorgen Wolfgangs Aufruf von Aschersleben (Ostharz/Sachsen-Anhalt) aus in die Harzwelle einzusteigen. Aber über 500km one-way mit dem Anhänger um vielleicht einen Tag etwas in der Welle zu Schnuppern, wenn sie denn steht? Die Cross-section Vorhersage des DWD war sehr vielversprechend, aber wie oft wurden wir dieses Jahr schon vom Wetterfrosch enttäuscht? Da die Entscheidung schnell gefällt werden musste unterlag unsere Vernunft der Fluggeilheit. Der Duo war schnell mit Sauerstoff ausgerüstet und spontan entschieden sich Börni und Wahu mit der ASH25 (IM) uns anzuschließen. Ein Telefonat mit Aschersleben bestätigte den angekündigten Flugbetrieb und wir meldeten uns für Donnerstag an. Wenige Stunden später ging die Fahrt los.
Es war bereits dunkel als wir in Aschersleben ankamen und der Bodenwind bereits stark ausgeprägt, so legten wir uns voller Vorfreude noch ein paar Stunden aufs Ohr. Mit den ersten Sonnenstrahlen fuhren wir auf das Flugplatzgelände wo bereits etliche offene Anhänger standen und Flugzeuge zum Start gezogen wurden. Während des Aufrüstens wurden wir freundlich begrüßt und über die örtlichen Gegebenheiten und Prozeduren unterrichtet. Wegen des starken Seitenwindes sollte der Start „quer“ erfolgen. Wenig später rollte die Wilga zum ersten Schlepp vor und uns wurde klar, dass nicht die Raumdiagonale des großen Flugplatzes gemeint war, sondern wirklich quer über den Platz geschleppt wurde. Unkonventionell, aber bei den Windverhältnisse die sicherste und sinnvollste Methode!
Entlang der Achse Aschersleben-Quedlinburg-Wernigerode zeigte sich bereits eine erste Lenticularis. Wir klinkten in 2000m MSL 10km westlich von Aschersleben und befanden uns direkt im ersten Steiggebiet. Mit 0,2-0,8m/s und 10-30km/h Groundspeed flogen wir Richtung Ballenstedt. Vor dem Start drückte uns MaPi noch einen RASP-Ausdruck in die Hand (vielen Dank nochmal!), welcher sehr präzise zutraf und uns das Navigieren in die Steiggebiete enorm erleichterte. Nach gut einer Stunde hatten wir die ersten 1000m gemacht und befanden uns westlich von Quedlinburg. Von nun an nahmen die Steigwerte zu und es ging mit 1-2m/s kontinuierlich nach oben. Das Wellenflugfenster „Harz“ wurde aktiviert und sogar bis auf FL230 freigegeben.
Über Blankenburg und Wernigerode blieb das Steigen weiter konstant und nach knapp 2h Flugzeit ohne einen einzigen Kreis erreichten wir in FL230 (ca. 6900m MSL) den Luftraumdeckel und damit auch den Höhepunkt unseres Fluges. Von hier aus wurde ein fantastischer Blick auf das aufgestaute Wolkenmeer über Harz und Weserbergland frei. Das Thermometer meldete inzwischen -30°C und auch die Haube beschlug nun kräftiger, sodass wir wieder in tiefere Schichten abglitten und auf Höhe Ilsenburg auf SO-Kurs drehten.
Durch das breit ausgedehnte Steiggebiet hatte wir auch viel Zeit um in ca. 5500m ein kleines Fotoshooting mit der IM vor dieser atemberaubenden Kulisse durch zuführen.
Jedes Vergnügen hat leider irgendwann ein Ende, so glitten wir langsam Richtung Ascherleben zurück. Wir ließen es uns nicht nehmen die tieferen Lentis etwas genauer zu inspizieren.
Zum ersten Mal fliegerisch herausfordernd wurde der Anflug auf Aschersleben. Im Gegenanflug stand nun etwas rotorähnliches und schüttelte und noch einmal gut durch bevor wir sanft aufsetzen. Kurz vor Anbruch der Dunkelheit Schlossen sich die beiden Anhängerdeckel und der Konvoi rollte zurück gen Westen.
An dieser Stelle möchte ich ein großes Lob an die Gruppe um Wolfgang Lieder vom LSV Ostharz e.V. aussprechen, die uns perfekte Rahmenbedingungen geschaffen haben um diese Flüge überhaupt möglich zu machen! Wir hoffen bei euch in Zukunft nochmals zu Gast sein zu können.
Vielen Dank auch an die DFS, welche die besonderen Bedingungen mit der Höhenfreigabe überhaupt erst erfliegbar machten.